Der lange Atem auf dem Weg

Sooo, ich habe mich entschieden meine Homepage und diesem Blog neues Leben einzuhauchen. Aber über was soll ich berichten? Worum es bis zu meinem Unfall am 07.05.2016 auf dieser Seite ging war klar. „Tri-Infected“ … durch und durch von Kopf bis Fuß. Ich habe Triathlon und den damit verbundenen Lebensstil geliebt und brannte dafür lichterloh, (fast) jeden einzelnen Tag.

In Facebook überschlagen sich seit Wochen unzählige Posts zu Rennerlebnissen, Stories zu erfolgreichen und gescheiterten Hawaii Qualifikationen, Sportreiseberichten, Impressionen von unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen … das pulsierende aktive Sportlerleben eben mit all den Höhen und Tiefen in seiner ganzen Pracht.

Von diesem Lebensstil bin ich derzeit, 15 Monate nach meinem Unfall, weiter entfernt als je zuvor in meinem Leben. Nicht weil ich nicht will sondern gezwungenermaßen. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, ohne eine stabile gesundheitliche Basis komme ich keinen Schritt weiter. Diese Weisheit gilt natürlich auch für den gesunden Fußgänger, noch viel mehr aber für den Querschnittgelähmten. Die Herausforderung dabei? Ich muss diesen Körper und seine Funktionsweise ganz neu kennen und verstehen lernen.

Zwei erhebliche Baustellen bremsen mich derzeit, bzw. seit meiner Heimkehr Anfang März, fast völlig aus. Seit dem bin ich damit beschäftigt, die in meinem Fall dafür passenden Lösungen und Strategien zu finden. Durchschlagenden nachhaltigen Erfolg konnte ich bisher noch nicht verzeichnen. Die Rede ist von immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten und Hautverletzungen am Kreuzbein/Gesäß. Beides zwingt mich im zermürbenden Wechsel seit Monaten dazu, immer wieder Therapien abzusagen und für Tage das Bett zu hüten. Beides ist auch der Grund dafür, dass seit 4 Wochen mein neues Handbike darauf wartet, von mir in Betrieb genommen zu werden.

Ein Bekannter schrieb mir kürzlich

„You are a fighter who can’t pick his battles“.

Aber auch ich habe Momente, in denen ich an all dem verzweifle und den Kopf hängen lasse. Es hilft aber nichts. Nur ich selbst kann die Situation analysieren und verbessern. Also beschäftige ich mich zuerst mit den Grundlagen, meiner Ernährung und den alltäglichen Querschnittlähmung bezogenen Techniken (Blasenmanagement und Darmmanagement).

In Punkto Ernährung gehe ich seit ein paar Wochen einen neuen Weg unter ärztlichem Coaching. Das Stichwort ist „KPNI“ (Klinische Psychoneuroimmunologie). Wir versuchen durch Ernährung den Darm zu sanieren und die Leber zu entgiften um ein entsprechendes Gleichgewicht wieder herzustellen.

Wie wir das genau anstellen und welche Erfahrungen ich damit mache könnt Ihr in diesem Blog unter dem Schlagwort „Der Weg“ verfolgen.

Bleibt noch die Frage zu klären, „der lange Atem auf dem Weg“ … wohin? Langfristig in ein sportliches Leben mit vielen Reisen. Wie das genau aussehen wird kann ich heute noch nicht erkennen. Dazu muss ich erst mal diesen ersten Berg namens „stabile Haut- und Blasensituation“ erklimmen.

 

In diesem Sinne, stay tuned and #NeverStopBurnin‘
Euer Karsten