IM70.3 Europameisterschaft Wiesbaden – Fühle mich wie ein Sieger

Saisonfinale done! Mit 5:04:12h und Platz 20 in der Altersklasse gefinished. Jetzt erst mal Beine hochlegen.

 

Sonntag 9.August 2015 5:00Uhr – Eine unruhige kurze Nacht liegt hinter mir. Da ich in den Tagen zuvor gut geschlafen habe, ist mir das aber egal. Um 5:30Uhr mache ich mich zu Fuss zum Shuttlebus auf. Die Wiesbadener Innenstadt ist da noch wie leergefegt. Nur ein paar stumme Gestalten in Badelatschen mit weissen Beuteln bepackt trotten in der Dunkelheit Richtung Kurhaus.

 

Um 6:30Uhr bin ich in der Wechselzone am Raunheimer See 20km von Wiesbaden entfernt angekommen. Es füllt sich schnell mit Athleten. Groovige Elektromusik macht mich wach. Die Laufwege in der Radwechselzone sind wesentlich länger wie in Zell am See oder Kraichgau. Ziemlich entspannt bereite ich alles vor. Die Zeit bis zum Startschuss um 8Uhr vergeht wie üblich recht schnell.

 

 

Im rollierenden Startmodus geht es dann leider ohne Einschwimmen für mich ins Wasser auf die 1,9km lange Schwimmstrecke, die uns nach 1,5km zu einem kleinem Landgang nötigt. Leider bin ich ein paar mal zwischen langsameren Schwimmern förmlich eingekeilt. Das hält mich auf, bringt mich ein wenig aus dem Rhythmus und verhindert dass ich die Bojen direkter anschwimmen kann. Nach 34:15min steige ich aus dem See. Etwas langsamer als erhofft. Die 100 Meter durch den Sand zur Wechselzone hoch fühlen sich nicht so schlimm an, wie erwartet.

 

Jetzt folgt der Slalomlauf durch die verflucht lang angelegte Wechselzone. So weit musste ich mein Rad noch nie schieben, bis ich endlich aufsitzen darf. 4 Minuten brauche ich zum Ausgang obwohl ich renne und alles glatt abläuft.

 

Die ersten 30km der 90km langen Radstrecke kenne ich nicht. Der Asphalt ist rumpelig, dieser Kursabschnitt verwinkelt, unruhig und wellig. Wind kommt auf. Die Temperaturen sind angenehm. Die Beine fühlen sich nicht gerade energetisch an. Ich versuche meine  Minimalwattvorgabe einzuhalten und bin auf den Taunus gespannt. Dann fallen einige Regentropfen. Der Asphalt wird schmierig. An einem Anstieg dreht mir und anderen Fahrern das Hinterrad durch. Wir haben aber Glück, dass es nicht richtig zu regnen anfängt.

Die „Platte“ hoch in den Taunus zieht sich, der Rücken zickt ein bisschen. Den Anstieg in Zell am See empfand ich im Vergleich wesentlich härter. Aber es kommen ja noch weiter Höhenmeter. In Neuhof kommt mir der spätere Gesamtsieger Boris Stein bereits mit abartiger Geschwindigkeit und grenzwertiger Haltung auf dem Rad entgegen geschossen.

Auf dem Abschnitt zwischen Engenhahn und Idstein ist der Kurs wieder unruhig und der Strassenbelag teilweise schlecht. Hohe Konzentration in den verwinkelten Ortschaften und den kurvigen Abfahrten ist hier gefordert. Immer wieder geht es plötzlich hoch. Einmal springt mir beim zu schnellen schalten die Kette raus.

Als dann die Platte und Ihre steile Abfahrt auftaucht merke ich schnell, dass die Strasse trocken und es windstill ist. Ich lasse es laufen.  Noch nie bin ich mit 91km/h auf dem Rad eine Abfahrt runter geschossen. Das war der reine Wahnsinn.

Von meiner Radzeit mit 2:55h über die 90km mit ihren 1500 Höhenmetern bin ich etwas enttäuscht. 13 Minuten habe ich auf den Gewinner meiner Altersklasse verloren.

 

Da auch die 21,1km lange Laufstrecke, 4 Runden durch den Wiesbadener Kurpark, alles andere als flach ist hatte ich im Vorfeld meine Erwartungshaltung in Sachen Wohlfühlgrad und realistische Laufzeit deutlich reduziert. 2,5km konstantem leichten Anstieg folgten 2,5km leichtem Gefälle. Die Temperaturen waren zwar warm aber noch okay. Die Stimmung an der Laufstrecke war super. Viele Leute klatschten und feuerten die Athleten an. Schön war meinen Eltern an der Laufstrecke 8 mal zu begegnen.

Eine Zuschauerin rief „This is your race – make it your own!“. Wäre ich nicht gerade mit anderen Dingen beschäftigt gewesen hätte ich ihr als Reim zurückgerufen „This is pure pain – leave me alone!“. Mein einziger Gedanke war, dass ich die 4 verdammten Rundenringe am Arm haben will um diese Grausamkeit endlich beenden zu können. Letztlich waren die Anstiege dann doch nicht so schlimm wie erwartet und am Gefälle konnte ich es tatsächlich laufen lassen und flog förmlich an vielen Läufern vorbei.

In einer auf diesem Kurs nicht für möglich gehaltenen Laufzeit von 1:29:16h kam ich dann endlich nach insgesamt 5:04:12h ins ersehnte Ziel. Damit habe ich die 93schnellste Laufzeit im gesamten Teilnehmerfeld erzielt.

 

 

Ein großes Dankeschön geht an die Menschen, die mich in dieser Saison mit Rat und Tat unterstützt haben: Pierre Jander (Trainingsplanung), Stefan Liebezeit (Kraft-/Athletik), Vassilios Vamakidis (Physiotherapie), Caroline Rauscher (Ernährung), Holger Schiegl (Radmechanik). Ich freue mich bereits auf die weitere Zusammenarbeit in der kommenden Saison mit Euch!

Damit es endlich auch im Schwimmen vorwärts geht, habe ich mich für die Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen bayrischen Schwimmtrainer Zoltan Tömör entschieden. Zoltan hat schon einige erfolgreiche Schwimmer geformt und auch schon Triathleten der Bundesliga unter seinen Fittichen gehabt. Auf die gemeinsamen Trainingseinheiten freue ich mich riesig!

 

Jetzt lege ich aber erst mal die Füsse hoch, mache Pause vom Triathlon und Silvia darf über meine Freizeit bestimmen.

 

In diesem Sinne, keep on burnin‘

Euer Karsten