IM70.3 Kraichgau 2015 – Deutsche Meisterschaften im Land der tausend Hügel

Am Sonntag 7.6.2015 wurden die Deutschen Meisterschaften über die Triathlon Mitteldistanz im Rahmen des Ironman 70.3 Kraichgau ausgetragen. Das Land der tausend Hügel versprach den Teilnehmern einen anspruchsvollen Kurs. Die sommerlich schwülen Temperaturen machten dass Rennen zu einer strapaziösen Plackerei.

Für mich waren diese Bedingungen ein Debüt, da ich von meinen vier bisher absolvierten Halbdistanzen nur Regen, kalten Wind und niedrige Temperaturen kannte. So stand für mich die Frage im Raum, wie ich mit dem anderen Extrem zurechtkomme.

Wir reisten bereits Donnerstagabend in der Weinregion Kraichgau – irgendwo zwischen Karlsruhe und Heidelberg gelegen – an. Wieder mal war der Kofferraum voll beladen mit Sportgepäck. Wir waren in einem Landhotel untergebracht. Wie sich nachts herausstellen sollte leider nicht die optimale Unterkunft für den Anlass, lag das Zimmer doch direkt an der stark befahrenen B3. Die Nächte waren unruhig wegen dem nicht abreissenden Strassenlärm und schlecht isolierten Fenstern. Die örtlichen Nähe zum Schwimmstart war jedoch ein Vorteil.

Freitagmorgen um 7:30Uhr hatte ich den Hardtsee ganz für mich allein um bei strahlendem Sonnenschein die letzte Schwimmeinheit zu absolvieren. Das Wasser fühlte sich gut an und ich war positiv gestimmt. Den Rest des sonnig heissen Tages haben wir in Heidelberg verbracht, um dort Ablenkung zu finden und gingen so dem zunehmenden Trubel durch die anreisenden Triathleten aus dem Weg. Am Abend holte ich noch die Startunterlagen ab.

Am Samstag wuchs die Anspannung. Die letzte Trainingseinheit absolvierte ich in der Mittagshitze, anschließend der letzte Radcheck und Vorbereitung für den Rad Check-In am späten Nachmittag.

Mein Wechselplatz war keine 10 Meter von den Profis rund um Sebastian Kienle, Andy Boecherer und Co entfernt. Deren Rennboliden parkten schon sicher verpackt auf ihren Plätzen.

Abends bekam ich noch Besuch von meinen Eltern aus Frankfurt. Sie waren gekommen um sich das Rennen anzuschauen und mich anzufeuern.

Sonntag früh um 6Uhr ging der Wecker, kurzes Frühstück um 6:30Uhr. Die Pension war nun voller Triathleten, die alle wortkarg und angespannt ihren Kaffee tranken. Ich dagegen fühlte mich locker, zuversichtlich und entschlossen. Erstmals freute ich mich sogar auf´s Schwimmen, sollte es diesmal die angenehmste Zeit des Tages werden. Bereits um 7Uhr wurde die Wechselzone geöffnet, die sich dann auch recht schnell füllte. Die Profis waren ebenfalls schon alle eingetroffen und nestelten an ihren Rädern.

Der offizielle Startschuss fiel um 9 Uhr, meine Altersklasse (40-44) ging als letzte Gruppe um 10Uhr an den Start. Es gelang mir mich aus den Keilereien rauszuhalten und schnell meinen Rhythmus zu finden. Einige Male musste ich deutlich den Kurs korrigieren und mir dabei sicherlich einige Extrameter eingehandelt. Ich befand mich aber auch nicht am absoluten Leistungslimit – um noch schneller zu schwimmen hätte ich einfach früher mit den harten Schwimmeinheiten im Training anfangen müssen. Um so erstaunter war ich später über meine Schwimmzeit (33:06min).

Der Wechsel aufs Rad lief diesmal recht schnell, einzig das Abstreifen des Neos über die Fussgelenke muss ich noch optimieren.

Auf dem Rad versuchte ich auf den ersten flachen Kilometern meinen Rhythmus zu finden und möglichst konstant im angepeilten Wattbereich zu fahren. An den vielen Anstiegen, teilweise recht giftig, vermied ich es mich „abzuschießen“. Dafür gab ich dann auf den flachen Passagen und Abfahrten richtig Gas. Diese Strategie hat leider im Rückblick nicht gereicht, um auf die erhoffte Radzeit von 2:30-2:35h zu kommen. Nach 2:40:02h überquerte ich die Zeitmatte in der zweiten Wechselzone. Der zweite Wechsel gelang schnell und ich sprintete los.

Mein Plan, einen Schnitt von 4:15Minuten zu laufen, ging leider nicht auf. Recht bald merkte ich, dass die Beine immer lahmer und müder wurden. Durch die vielen kleinen An- und Abstiege auf der Strecke kam ich auch nicht in einen guten Rhythmus. Die mittlerweile sehr molligen Temperaturen machten auch mir zu schaffen, auch wenn ich mir jeden Schwamm zur Abkühlung griff, den ich ergattern konnte. So schleppte ich mich mit einer Laufzeit von 1:32:17h nach insgesamt 4:49:23h über die Ziellinie.

Das sollte leider bei dem starken Teilnehmerfeld nur für Platz 45 in meiner Altersklasse reichen. Keine Chance auf einen Slot für die diesjährige 70.3 Weltmeisterschaft in Zell am See. Dafür hätte ich an diesem Tag eine Zeit zwischen 4:30-4:35h benötigt.

Bin ich nun enttäuscht? Einerseits schon ein wenig, gerade beim Rückblick auf das ganze Training, das ich in den letzten 8 Monaten investiert habe. Andererseits sehe ich die Fortschritte, die ich zum letzten Jahr erzielt habe und das Potenzial, das ich noch nicht ausgenutzt habe.

Wie hat Oliver Kahn in seinem Buch geschrieben: Nicht der wird erfolgreich sein, der etwas besonders gut kann, sondern derjenige, der etwas am meisten will.

Daher blicke ich bereits auf das nächste 70.3 Ironman Rennen in Wiesbaden im August und beschäftige mich mit der Frage, was ich in den verbleibenden 9 Wochen bis dahin noch im Training optimieren kann, um weitere Fortschritte in den drei Disziplinen zu erzielen.

Gefreut habe ich mich über die vielen aufmunternden Worte von euch und mit welchem Interesse ihr das Rennen aus der Ferne verfolgt habt. DANKE ! Das treibt mich zusätzlich an, mein Ziel weiter zu verfolgen.

In diesem Sinne: Never stop burnin‘.

Euer Karsten